16.12.2024

In diesem Klima wachsen für alle die Kosten

 

Die Konsequenzen für Wirtschaft und Gesellschaft zeichnen sich längst ab

Die durch den Klimawandel bedingten Gesundheitsrisiken betreffen jede und jeden – ob jung oder alt, ob mit Vorerkrankung oder ohne. Mit diesen Risiken steigen unwillkürlich auch die Kosten für alle. Klimafaktoren wie Hitze, Ozon, Luftschadstoffe oder Pollenflug können sich direkt auf die Leistungs- und Arbeitsfähigkeit auswirken. Und das hat nicht nur für die Betroffenen selbst Folgen.

 

Klimapatient Gesellschaft

Klimabedingte Erkrankungen wirken sich enorm auf unsere Gesellschaft aus. Mehr Arztbesuche, Krankenhausaufenthalte und krankheitsbedingte Ausfalltage beeinflussen unser Gesundheitssystem, unsere Wirtschaft und unser Zusammenleben massiv. Schon heute sind die Folgen messbar und die Zahlen deutlich. Dem Klimapatienten muss geholfen werden!

Klar ist: Wenn wir den Menschen gezielte Aufklärung und effektive Hilfestellungen an die Hand geben, lassen sich diese Auswirkungen mindern und damit Schäden und Kosten in allen Bereichen reduzieren. Die Chance dazu haben wir.

 

Hitzetage kosten die Gemeinschaft jährlich mehr als 800 Millionen Euro

Hitzetage zählen zu den Hauptursachen klimabedingter Gesundheitsbeschwerden. Sie treten immer häufiger auf und verursachen erhebliche Kosten. Zum Vergleich: Im Jahr 2022 gab es rund 14 Hitzetage mehr als vor 70 Jahren, Tendenz steigend.1,2,3

Jeder Hitzetag bedeutet in Deutschland rund 40 Millionen Euro Kosten durch Krankenhausaufenthalte und Krankschreibungen. Bei 20 Hitzetagen, wie im Jahr 2018, summiert sich das auf rund 800 Millionen Euro.4

 

Auch die Krankenhäuser geraten ins Schwitzen

Die Mehrkosten für Krankenhausaufenthalte, die auf Hitze zurückgehen, haben im Jahr 2019 rund 150 Millionen Euro4 betragen: Mit jedem zusätzlichen heißen Tag steigen die Krankenhausaufnahmen im Durchschnitt um ca. 40 Fälle je eine Million Versicherte5 – und ein Krankenhausfall kostete 2019 durchschnittlich 5.088 Euro6. Hinzu kommen Umbaukosten, z. B. durch die notwendige Bereitstellung zusätzlicher Betten in Krankenhäusern und Kühlungssystemen in Kliniken oder Pflegeeinrichtungen.7 Und das ist noch nicht alles.

 

Steigt das Thermometer, sinkt die Arbeitsleistung

Laut einer Studie von 2004 sinkt die menschliche Arbeitsleistung ab 25 Grad Celsius an Arbeitsplätzen ohne Kühlungsmaßnahmen durch jedes zusätzliche Grad um ca. zwei Prozent.8 Wird die 30-Grad-Marke erreicht, liegt die flächendeckende Produktivität also nur noch bei 90 Prozent. Und dieser Produktivitätsverlust zieht auch noch indirekte Effekte nach sich! Fehlende, verspätete oder qualitativ verschlechterte Vorleistungen verursachen weitere Produktionsverluste in den nachgelagerten Branchen entlang der Wertschöpfungsketten. Der Projektbericht „Kosten durch Klimawandelfolgen in Deutschland“ hat für die Hitzesommer 2018 und 2019 über zehn Milliarden Euro (!) Gesamtschäden allein durch hitzebedingte Produktivitätsausfälle für Deutschland errechnet.9

Während die Produktivität durch Hitze sinkt, steigt gleichzeitig die Verletzungsgefahr am Arbeitsplatz. Eine Studie aus den USA hat festgestellt, dass sich bei Außentemperaturen über 32 Grad Celsius das Risiko um neun Prozent erhöht. Überschreitet das Thermometer die 37-Grad-Marke, steigt die Unfallquote sogar um 15 Prozent.10

 

Hitze ist fürs Handwerk ein echtes Problem

Menschen, die im Freien arbeiten, tragen generell ein höheres Risiko für klimabedingte Erkrankungen. Besonders im Handwerk spürt man die Auswirkungen hoher Temperaturen.12 2022 fielen rund 34 Millionen Arbeitsstunden in Deutschland hitzebedingt aus, vor allem auf dem Bau. Das entspricht einem Anstieg von zwölf Prozent gegenüber dem Zeitraum 1991 bis 2000.11

 

Krankenhauskosten durch Hitze könnten sich versechsfachen

Experten rechnen mit einem Anstieg hitzebedingter Krankenhauseinweisungen bis zum Jahr 2050 um 85 Prozent, bis zum Jahr 2100 sogar um 488 Prozent (verglichen mit 2009-2018).5

Schätzungen gehen zudem von einem Anstieg der hitzebedingten Krankenhauskosten bis 2100 auf insgesamt 494,7 Millionen Euro pro Jahr aus (bezogen auf den Jahresdurchschnitt 2071-2100 gegenüber der Kontrollperiode 1971 bis 2000). Und diese Summe berücksichtigt ausschließlich hitzebedingte Auswirkungen. Andere gesundheitsgefährdende Klimafaktoren sind noch nicht eingerechnet.13

 

Nur 19 Prozent nutzen Informationsdienste

Individuelle Prävention kann ein hochwirksames Mittel sein, um die wirtschaftlichen Folgen des Klimawandels abzufedern – wenn man davon weiß! Doch weniger als ein Fünftel (19 %) nutzt Informationsdienste zu Hitzebelastungen und über ein Drittel (38 %) kennt keine.14 Offensichtlich mangelt es an zugänglichen Informationen und Anleitungen zu diesem wichtigen Thema.

Fazit: Gesundheit, Produktivität und auch Wettbewerbsfähigkeit erfordern in Zeiten des Klimawandels ein deutlich vorausschauenderes Handeln. Wenn wir Prävention ernst nehmen und das Gesundheitssystem sich des Themas annimmt, können wir die Kosten des Klimawandels eindämmen und negative Auswirkungen auf die Wirtschaft effektiv begrenzen. Dafür müssen Informationen zugänglicher gemacht werden. Die Daten dafür sind vorhanden.

°Clife hat sich dem personalisierten Schutz vor klimabedingten Gesundheitsrisiken verschrieben. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, Beschwerden zu entwickeln und wie kann jede:r individuell vorbeugen? Welche Klimafaktoren und Vorerkrankungen spielen eine Rolle und wie korrelieren diese miteinander? Das sind die Herausforderungen, denen wir uns bei °Clife stellen – und wir freuen uns darauf!

Literaturverzeichnis und Anmerkungen:

  1. 2022 gab es im Durchschnitt etwa 17,3 heiße Tage mit mindestens 30°C, vgl. Website des Umweltbundesamtes. Indikator: Heiße Tage. Abrufbar unter: https://www.umweltbundesamt.de/daten/ umweltindikatoren/ indikator-heisse-tage#die-wichtigsten-fakten. Letzter Zugriff: Juli 2024
  2. 1951 wurden nur drei Hitzetage gezählt, vgl. Presse- und Informationsamt der Bundesregierung. Über die Klimakrise. Mit Fakten gegen Mythen und Falschmeldungen. Abrufbar unter: https://www.bundesregierung.de /breg-de/ schwerpunkte/ umgang-mit-desinformation/ faktencheck-klimakrise-1936176. Letzter Zugriff: Juli 2024.
  3. 2018 gab es 18-20 Hitzetage, vgl. Deutscher Wetterdienst. Aus extrem wurde normal: Sommer in Deutschland, der Schweiz und Österreich immer heißer. Stand der Information: 2. Juli 2020. Abrufbar unter: https://www.dwd.de/DE/presse/ pressemitteilungen/DE/2020/ 20200702_dach_news.html. Letzter Zugriff Juli 2024
  4. Rechnung: 39,79 Krankenhauseinweisungen13 x 74 Mio. Versicherte15 x 5.088 Euro Mehrkosten Krankenhausaufenthalte pro 1 Hitzetag: 14.778.961 Euro. Bei 10 durchschn. Hitzetagen: 149,814 Mio. Euro. Die Zahlen beruhen auf Extrapolationen, d.h. sie können nur geschätzt werden.
  5. Bezogen auf über 65-Jährige in Deutschland: Hannah Klauber und Nicolas Koch, C. Günster | J. Klauber | B.-P. Robra | C. Schmuker | A. Schneider (Hrsg.) Versorgungs-Report Klima und Gesundheit. „Individuelle und regionale Risikofaktoren für hitzebedingte Hospitalisierungen der über 65-Jährigen in Deutschland“, Berlin 2021
  6. Ein Krankenhausfall kostete 2019 durchschnittlich 5.088 Euro. Statistisches Bundesamt. Stand der Information: 16. April 2021. Abrufbar unter: https://www.destatis.de/DE/ Presse/Pressemitteilungen/ 2021/04/PD21_194_231.html
  7. Prof. Nicolas Ziebarth, „Ein Lebensjahr ist der Bevölkerung in westlichen Industrienationen gut 100.000 Euro wert.“ Stand der Information: 28. Oktober 2021. Abrufbar unter: https://www.die-debatte.org/ klimawandelkosten-interview-ziebarth/. Letzter Zugriff: Juli 2024
  8. Seppanen et al. (2004): Control of temperature for health and productivity in offices. Abrufbar unter: https://escholarship.org/content/ qt39s1m92c/qt39s1m92c.pdf
  9. Projektbericht „Kosten durch Klimawandelfolgen“, Schäden der Dürre- und Hitzeextreme 2018 und 2019. Abrufbar unter: https://www.prognos.com/sites/ default/files/2022-07/ Prognos_KlimawandelfolgenDeutschland_ Detailuntersuchung%20H itzesommer%2018_19_AP2_3a_.pdf
  10. Unfallrisiko am Arbeitsplatz steigt bei hohen Temperaturen, Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit GmbH, Stand der Information: August 2021, Abrufbar unter: https://newsroom.iza.org/de/ archive/research/ hotter-temperatures-increased- workplace-injuries-in-california/
  11. Ärztezeitung. Klimawandel. Lancet Countdown: Lebensbedrohlich heiß ist es immer häufiger. Stand der Information: 15.11.202. Abrufbar unter: https://www.aerztezeitung.de/Panorama/ Lancet-Countdown-Lebensbedrohlich- heiss-ist-es-immer-haeufiger-444594.html. Letzter Zugriff: Juli 2024.
  12. Klimawandel im Handwerk spürbar, IKK classic. Stand der Information: 24. August 2023. Abrufbar unter: https://www.ikk-classic.de/information/ presse/pressemitteilungen/bundesweit /2023-08-24-Handwerk-und-Klimaschutz
  13. Kosten des Klimawandels. Die Wirkung steigender Temperaturen auf Gesundheit und Leistungsfähigkeit. WWF Deutschland. Stand der Information: Juli 2007. Verfügbar unter: https://www.ifw-kiel.de/fileadmin/ Dateiverwaltung/IfW-Publications/Michael_Huebler/ 2kosten-des-klimawandels-die-wirkung- steigender-temperaturen-auf- gesundheit-und-leistungsfahigkeit/ Kosten_des_Klimawandels_WWF_IfW.pdf
  1. Befragung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO): Pressemitteilung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) vom 8. Juni 2021. Klimawandel macht krank: Ältere haben ein höheres Risiko wegen steigender Hitzebelastung ins Krankenhaus zu müssen. Verfügbar unter: https://www.wido.de/fileadmin/Dateien/ Dokumente/News/Pressemitteilungen/2021/ wido_ver_pm_vr_klima_ und_gesundheit_0621.pdf. Zuletzt abgerufen: Juli 2024.